Photographer:Shirin | Harald Photographer:Shirin | Sri Aurobindo
26 Sep / 2018Program by:
Featured: HaraldLanguage: German

Rezitation von Sri Aurobindos Gedichten

Eines Gottes Arbeit

Ich hab gesammelt meine Träume in einer silbernen Luft
Zwischen dem Gold und dem Blau,
Umarmte sie sanft und ließ sie dort,
Meine juwelnen Träume von Dir.

Ich hatte gehofft, zu baun eine Regenbogenbrücke,
Verheiratend die Erde mit dem Himmel,
Und sähen in dieser tannzende Planeten-Mücke
Die Stimmungen der Unendlichkeit.

Doch zu leuchtend waren unsre Himmel, zu weit entfernt,
Zu zerbrechlich ihr ätherischer Stoff,
Zu strahlend, und plötzlich, unser Licht nicht bleiben konnte,
Die Wurzeln waren nicht tief genug.

Er, der die Himmel hierher bringen will,
Muß herniederkommen selbst in den Lehm,
Und tragen die Bürde der irdischen Natur,
Und begehn den schmerzlichen Weg.

Meine Gottheit zwingend kam ich herab,
Hier auf diese schmutzige Erde.
Unwissend, arbeitend, menschlich gewachsen,
Zwischen den Toren von Tod und Geburt.

Ich hab gegraben tief und lange,
Inmitten eines Horrors von Schmutz und Schlamm;
Ein Bett für des goldnen Flusses Lied,
Ein Heim für das todlose Feuer.

Ich hab gearbeitet und gelitten in der Materie Nacht,
Zu bringen das Feuer zum Menschen;
Doch der Haß der Hölle und menschlicher Spott
Sind mein Lohn seit die Welt begann.

Denn des Menschen Geist ist der Tölpel seines Tierselbstes
Hoffend seine Lüste zu gewinnen,
Er beherbergt im Innern einen grausen Alb,
Verliebt in Kummer und Sünde.

Der graue Alb schaudert vor des Himmels Flamme
Und vor allen Dingen froh und rein,
Nur durch Vergnügen und Leidenschaft und Schmerz
Sein Drama fortdauern kann.

Alles hier ist Dunkelheit und Zank,
Denn die Lampen, die die Menschen nennen Sonnen
Sind nur halbe Lichtschimmer auf diesem stolpernden Leben
Geworfen von den Unsterblichen.

Der Mensch entzündet seine kleinen Fackeln der Hoffnung,
Die führen zu einem fehlenden Ende;
Ein Fragment der Wahrheit ist sein weitester Blick,
Eine Gastschenke sein Pilgerort.

Die Wahrheit der Wahrheiten die Menschen fürchten und verleugnen,
Das Licht der Lichter sie weisen zurück;
Zu unwissenden Göttern sie erheben ihren Schrei,
Oder ein Dämonen-Altar sie wählen.

Alles, was gefunden, muß erneut gesucht,
Jeder erschlagene Feind steht wieder auf;
Jede Schlacht wird gekämpft und wiedergekämpft,
Durch Ausblicke fruchtloser Leben.

Meine klaffenden Wunden sind tausendundeine
Und die Titanenkönige greifen an;
Doch ich wag nicht zu ruhn bis mein Auftrag erfüllt,
Und geschrieben der ewige Wille.

Wie sie mokieren und höhnen, beide, Teufel und Menschen!
„Deine Hoffnung ist Chimären-Kopf,
Bemahlend den Himmel mit ihrem feurigen Fleck;
Du wirst fallen, und dein Werk liegen tot.

„Wer bist du, der da plappert von himmlischer Ruhe
Und Freude und goldnem Raum,
Zu uns, die wir sind Wellen des Unbewußtheits-Meeres
Und gebunden an des Lebens Eisen-Schicksal?

„Diese Erde ist unser, ein Feld der Nacht
Für unsre kleinen flackernden Feuer.
Wie kann sie dulden das geopferte Licht
Oder ertragen eines Gottes Sehnsüchte?

„Kommt, laßt uns totschlagen ihn und enden seinen Kurs!
Dann werden unsre Herzen erleichtert
Von der Bürde und Ruf seiner Glorie und Macht
Und dem Bordstein seines weiten weißen Friedens.“

Doch der Gott ist da in meiner sterblichen Brust,
Der ringt mit Irrtum und Schicksal
Und trampelt eine Straße durch Morast und Ödnis
Für den namenlosen Unfehlbaren

Eine Stimme seufzte: „Geh, wo niemand gegangen!
Grab tiefer, tiefer noch,
Bis du erreichst den grimmen Fundament-Stein
Und klopfst an das schlüssellose Tor.“

Ich sah, daß eine Falschheit war gepflanzt tief
An der untersten Wurzel der Dinge,
Wo die graue Sphinx bewacht Gottes Rätsel-Schlaf
Bei des Drachen ausgespannten Flügeln.

Ich ließ den Oberflächen-Tand des Verstands
Und des Lebens unbefriedigte Meere
Und tauchte durch des Körpers Alleen blind
Zu den niederen Mysterien.

Ich hab gegraben durch der Erde fürchterlich Herz
Und gehört ihre Schwarzemesse-Glocke.
Ich hab gesehn die Quelle, wo ihre Agonien entspringen
Und den inneren Grund der Hölle.

Über mir das Drachengemurmel stöhnt
Und die Kobold-Stimmen huschen;
Ich bin eingedrungen in die Leere, wo Gedanke geboren,
Ich bin gegangen in dem Faß ohne Boden.

Auf einer desolaten Treppe sind meine Füße geschritten
Bewaffnet mit grenzenlosem Frieden,
Bringend die Feuer des Glanzes von Gott
Hinein in den menschlichen Abgrund.

Er, der ich bin, war mit mir noch immer;
Alle Hüllen zerbrechen jetzt.
Ich hab’ gehört Seine Stimme und getragen Sein Willen
Auf meiner weiten, ruhigen Stirn.

Die Kluft zwischen den Tiefen und den Höhen ist überbrückt
Und die gold’nen Wasser strömen
Hernieder auf dem Saphir-Berg Regenbogen-gefurcht
Und glimmern von Ufer zu Ufer.

Des Himmels Feuer ist entzündet in der Brust der Erde
Und die unsterblichen Sonnen hier brennen;
Durch ein Wunder-Spalt in den Gebieten der Geburt
Sich die inkarnierten Geister sehnen

Wie Flammen zu den Reichen von Wahrheit und Seligkeit
Kommen herab auf einer goldroten Treppe
Die strahlenden Kinder des Paradieses
Verkündend der Dunkelheit Ende.

Ein weniges noch, und die neuen Lebenstore
Werden gemeißelt sein in silbernem Licht
Mit ihren vergoldeten Dächern und Mosaik-Böden
In einer großen Welt klar und leuchtend.

Ich werde lassen meine Träume in ihrer argenten Luft,
Denn in einem Gewand aus gold und blau
Wird sich bewegen auf der Erde verkörpert und gerecht
Die lebende Wahrheit von Dir

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